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Brahmanismus.ZUR VOLKSKUNDE. LI zu dem großen Einen, neben dem es kein Zweites gibt. Vor
diesem einen Unvergänglichen, Unteilbaren und Unveränderlichen
sank die Erscheinungswelt mit ihrem beständigen Werden und Ver-
gehen
zu einem Trugbild (mâyâ) herab. Zu der Erkenntnis des
Brahman, des einzigen wahrhaft Seienden, gelangt man nur, wenn
man es in der Tiefe des eigenen Wesens findet; denn das innerste
Selbst eines Jeden, die Seele, der Âtman, ist mit dem Brahman
identisch; nicht ein Teil oder eine Emanation des Brahman, sondern
das ganze unteilbare Brahman. Diese Lehre wurde zuerst in mannig-
fachen
Bildern und Gleichnissen in der weltberühmten Schriften-
klasse
der Upanischaden vorgetragen, deren wichtigsten Inhalt sie
bildet; sie ist dann weiter entwickelt und begründet in dem späteren
Vedânta-System, das noch jetzt die eigentlich orthodoxe Philo-
sophie
des Brahmanentums ist.

Als man zu der Überzeugung gekommen war, daß durch alle
Opfer nur vorübergehendes Glück zu gewinnen sei, nicht aber die
Befreiung von der Notwendigkeit des beständigen Wiedergeboren-
werdens
und Wiedersterbens, da suchte man auf anderem Wege
nach einem Mittel zur Erlösung von den Qualen des ewig fort-
gesetzten
weltlichen Daseins und glaubte dieses Mittel in der Er-
kenntnis
des wahren Wesens der Dinge zu finden, das dem alltäg-
lichen
Blicke verschleiert ist. Wie man auch in dem Nichtwissen,
d. h. in der dem Menschen angeborenen, aber verkehrten empiri-
schen
Weltanschauung, die letzte Ursache für den Kreislauf der
Existenzen gefunden zu haben meinte. Mit dem Nichtwissen schwin-
det
die Begierde, die zum Handeln treibt und den Menschen an das
Dasein bindet; und auf der anderen Seite befördert die erfolgreiche
Bekämpfung des sinnlichen Begehrens das Eintreten der Erkennt-
nis
. Der Gedanke, daß die Erlösung vom weltlichen Dasein nur
auf dem Wege des Erkennens zu gewinnen sei und die erlösende
Erkenntnis am ehesten auf dem Wege der Weltentsagung, be-
herrscht
den Brahmanismus durchaus, und ebenso den Buddhismus
in seiner ursprünglichen Gestalt. Die älteste Form der erlösenden
Erkenntnis bietet die eben erwähnte Identitätslehre der Upani-
schaden
, die Lehre von der absoluten Einheit der Einzelseele, die
nur scheinbar eine Einzelseele ist, mit der Weltseele. Darin ist
die Erkenntnis der All-Einheit des Brahman und der illusorischen
Natur der Erscheinungswelt inbegriffen. In der Folgezeit machten
sich andere Richtungen der Spekulation geltend, die das Heil in
einer anderen Erkenntnis fanden; immer aber verfolgten sie das Ziel,
dem ewigen Kreislauf der Existenzen ein Ende zu setzen. Vor
allem wäre da das ausgesprochen atheistische Sânkhya-System zu
nennen, von dem Buddha bei Begründung seiner Lehre ausgegangen
ist. Dieses ist dualistisch und erkennt zwei unerschaffene, von
Ewigkeit zu Ewigkeit existierende, ihrem innersten Wesen nach
jedoch verschiedene Prinzipien an: die Materie, die beständiger